Auf dem Bild gibt es einen Blick vom Balkon im Windhof Weilburg

Windhof Weilburg- Vom Jagdschloss zum Wohnheim

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Nutzungen können sich ändern, wie der Windhof Weilburg auf erstaunliche Weise zeigt. Vom barocken Jagdschloss zum Wohnheim gab es eine interessante Metamorphose, die auf den ersten Blick nicht zu erkennen ist.

Steht man auf dem Areal des Windhof Weilburg, sieht alles sehr stimmig aus und erscheint aus einer Epoche zu stammen. Im Rahmen des Tages des offenen Denkmals fand eine Führung statt und dabei erfuhren die Besucher, dass der äußere Schein trügt und das Areal ganz viel zu erzählen hat.

Windhof Weilburg – Vorbild Versailles

Auf der Fläche des Windhof Weilburg befand sich vor langer Zeit ein landwirtschaftlicher Betrieb, heute beherbergt er 150 Studenten der staatlichen Fachschule Weilburg-Hadamar. Und dazwischen kann das Gelände auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Das Hofgut trug den Namen „Wynthusin“ und wurde bereits 1327 erwähnt. Ab 1671 taucht die Bezeichnung Windhof auf. Diese rührt wohl von der erhöhten Lage her, die en Winden ungeschützt ausgesetzt war.

Um 1713 wurde das Jagd- und Lustschloss Windhof von Graf Johann Ernst zu Nassau-Weilburg erbaut. Dieser lebte als junger Mann im französischen Versailles und erlebte dort den Barock. Dies faszinierte ihn sehr und nach diesem Vorbild wollte er Weilburg umgestalten. Aus dem maroden Städtchen Weilburg schaffte er das heutige barocke Schloss mit Schlosskirche und Marktplatz. Nach dem französischen Vorbild baute er vor rund 300 Jahren die ganze Stadt um und errichtete ein kleines Versailles. Da auf dem Hügel, wo das Schloss sitzt, der Platz einschränkend wirkte, gab es große Pläne von einem Jagdschloss mit umfangreichen Gartenanlagen – in Sichtachsen zum Schloss und der barocken Wasserversorgung angelegt.

Der Windhof war als Rückzugsort für den Adel gedacht. Der Mittelpunkt des Jagdschloss war ein Tanzsaal mit hoher Decke, unter der Decke konnten die Musiker sitzen und die Musik rieselte nach unten. Auf dem Balkon stehend gab es einen wunderschönen Blick zum Schloss hinüber, vor dem Jagdschloss befand sich ein Ententeich. Links und rechts vom Jagdschloss waren weiterhin Stallungen und Wirtschaftsgebäude untergebracht.

Jagdschloss Windhof Weilburg

Umnutzung in den 1930er Jahren

In den 1930er Jahren kam es zu einer Umnutzung – an dem Standort sollte eine Hochschule für Lehrer entstehen. Dies war verbunden mit massiven Umbauarbeiten. Der Ententeich wurde trockengelegt, um einen Veranstaltungsort zu schaffen und die Fläche als Thingplatz zu nutzen. Die ehemaligen Wirtschaftsgebäude wurden teilweise bis auf die Kellermauern abgetragen und neu hochgezogen. Auch wenn die Anlage heute erscheint wie aus einer Epoche, aus einem Guss, sind viele Teile davon gar nicht so alt. Eine Hochschule für Lehrer wurde nie fertig gestellt. Im Zweiten Weltkrieg war die Wehrmacht dort stationiert und nach dem Krieg hatte die US-Armee einen Stützpunkt dort. Und wie bereits erwähnt, ist der Windhof heute Wohnheim für Studenten. Seit 1963 nutzt die staatliche Fachschule das Gelände.

Und wieder ein Stück Metamorphose, denn aus dem Tanzsaal wurde ein Sportsaal, dann Aula und Mensa. Zahlreiche Funktionen erfüllte dieser Raum, was ihm auf den ersten Blick nicht anzusehen ist.

Bei der Führung gab es Einblicke, die man so sonst nicht hat. So gibt es parallel zu dem eine Gebäude einen unterirdischen Gang. Von seiner Gestaltung und der Lage handelte es sich wohl um einen Gang zur Entwässerung zwischen Ententeich und Kellerräumen.

Windhof Weilburg

Weilburg ist eine Stadt voller Geschichte und Geschichten. Ich kann nur jedem empfehlen, sich Zeit für einen Rundgang durch Weilburg zu nehmen. Sehr imponiert hat mich auch die Geschichte rund um die Schlosskirche Weilburg, die von einem Ort der Machtdemonstration zu einem Ort der Demokratie wurde.

Euch gefallen meine Tipps aus dem Landkreis? Dann freue ich mich, wenn ihr mir einen virtuellen Kaffee spendiert.

 

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