Das älteste freistehende Fachwerkhaus – Römer 2-4-6

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Ein ganz besonderes Gebäude findet sich in der Limburger Altstadt – der Römer 2-4-6. Noch ist er für Besucher nicht zugänglich, doch dies kann sich bald ändern.

Bei einem Besuch in Limburg führt kein Weg am Römer 2-4-6 vorbei. Über die Alte Lahnbrücke geht es in die Altstadt hinein. In der Erbach geht es rechter Hand Richtung Dom und in der Kurve befindet sich das wohl älteste, freistehende Fachwerkhaus in Deutschland. Lange Zeit in Fremdnutzung macht sich die Stadt gerade auf den Weg, dieses Gebäude, was bereits von außen die Neugierde weckt, für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Älteste freistehende Fachwerkhaus

Mit dem Baujahr 1289 zählt der Römer 2-4-6 zum ältesten freistehenden Fachwerkhaus in Deutschland und damit hat das Gebäude eine große nationale Bedeutung. Jahrelang befand sich in dem Gebäude das Zentrum der Deutschen Chormusik. Doch die Papiere der Noten wurden zu schwer für das Gebäude und entzogen zudem dem Fachwerk die Feuchtigkeit. Derzeit steht das Gebäude leer, doch in Zukunft soll es für alle zugänglich sein. In den Räumen soll eine Ausstellung zur Geschichte des Hauses, zum Fachwerk allgemein und zum Fachwerk aus Limburg im speziellen verwirklicht werden.

Seit 1986 gilt das Gebäude als Objekt mit besonderer nationaler und kultureller Bedeutung. Alleine durch seine Größe wirkt es sehr imposant, gehört es doch mit zu den größten Häusern in der Altstadt.

Römer 2-4-6

Eingang zum Römer 2-4-6

Geschichte vom Römer 2-4-6

Das Gebäude ist ein gotisches Fachwerkhaus, dessen älteste Teile auf das Jahr 1289 datiert werden können. Somit zählt es mit zu den ältesten, freistehenden Fachwerkhäusern in Deutschland und auch das älteste Fachwerkhaus in Limburg.

Die Nummer 2-4-6 bezieht sich darauf, dass es früher drei Wohnabschnitte gab. Nur über eine Treppe gelangt der Besucher vor die Eingangstür. Öffnet sich diese, gelangt man in eine große Eingangshalle, welche sich über zwei Stockwerke erstreckt. In der Ecke steht derzeit noch die Originalskulptur von Georg, dem Drachentöter, welche vom Brunnen auf dem Neumarkt bekannt ist.

Bereits vorher befand sich an dieser Stelle ein Haus, welches jedoch 1289 einem Stadtbrand zum Opfer fiel. Auf dem Kellersockel wurde im gleichen Jahr ein zeittypischer Ständerbau errichtet. Auch wenn die genauen Besitzverhältnisse unklar sind, lassen Funde jüdischer Kultstätten sowie ein der Schacht eines jüdischen Kultbades (Mikwe) im Keller darauf schließen, dass es ein jüdischer Bauherr war.

Darstellung des Gebäudeensembles im 13. Jahrhundert

Von reich zu arm

Um 1349 wurden die Juden aus Limburg vertrieben und das Gebäude gelangte in den Besitz wohlhabender Patrizierfamilien. Darauf lassen aufwändige Renovierungen zwischen 1581-1583 schließen. Um 1660 fand eine erste Teilung in zwei Wohnabschnitte statt und im 18. Jahrhundert eine weitere Teilung in nun drei Wohnabschnitte. Jeder Wohnabschnitt hatte ein eigenes Treppenhaus. Es fand ein sozialer Niedergang in der Nutzung statt und ab 1872 wurde die nördliche Haushälfte als Armenhaus genutzt.

Dazwischen gab es immer wieder Umbauten und Sanierungen ohne Konzept, welche die Statik stark gefährdeten. Erst in der zeit von 1986 bis 1989 fand eine umfassende Sanierung nach archäologischen und bauhistorischen Untersuchungen statt.

Heute ist der Römer 2-4-6 ein großformatiges, dreigeschossiges Fachwerkhaus. Die Giebelseite mit Eingang besticht durch ein aufwendiges Fachwerk. Auf der Südseite gibt es teilweise eine zweigeschossige Bruchsteinmauer. Die Nordseite zeigt bis heute unverfälscht ihr Anlitz aus dem 13. Jahrhundert. Laut dem Landesamt für Denkmalpflege ist der Römer 2-4-6 ein „Denkmal profaner Baukunst von nationaler Bedeutung“.

Neben dem bauwerklichen Einblick steht dieses Gebäude auch für die wechselvolle städtische wirtschaftliche und soziale Geschichte. Und diese soll jetzt, wenn es nach der Stadt geht, in einer Ausstellung für jeden zugänglich gemacht werden.

Geplante Ausstellung

Seit vielen Jahren begleitet das Freie Institut für Bauforschung und Dokumentation in Marburg (IBD) die Arbeiten an den Fachwerkhäusern in Limburg. Das Institut hat jetzt auch ein erstes Konzept für den Römer 2-4-6 erarbeitet. An dieser Stelle sollen gebündelt Informationen zum Thema Fachwerk entstehen. Damit soll das Denkmal nach vielen Jahren Fremdnutzung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Große Eingangshalle im Römer 2-4-6

Durch die umfangreichen Untersuchungen weiß man inzwischen, dass Limburg neben Esslingen am Neckar die Stadt mit den meisten Fachwerkbauten des 13. Jahrhunderts ist. Dies sei ein Alleinstellungsmerkmal, was bisher immer ein wenig zu kurz kam. Neben dem Keller und dem Dach gibt es drei weitere Ebenen. Alle Ebenen sind in das Ausstellungskonzept mit einbezogen.

Geschichte des Fachwerks

Der Keller für sich alleine ist bereits absolut sehenswert. Über einige Stufen geht es nach unten und man gelangt in ein riesiges Gewölbe, in dessen Mitte sich ein Mikwen Schacht befindet. Eine Mikwe ist ein jüdisches Tauchbad für die rituelle Reinigung.

Das Erdgeschoss soll die Geschichte des Gebäudes selbst aufzeigen. Im ersten Obergeschoss soll es um Fachwerkbauten in Limburg gehen. Im zweiten Obergeschoss soll das Limburger Fachwerk im Vergleich zu anderen Fachwerkbauten eine Rolle spielen. Hier sind Wechselausstellungen vorgesehen. Und unterm Dach geht es dann um die Dachkonstruktion. Im Dachgeschoss können sich maximal zehn Personen gleichzeitig aufhalten.

Mit einer solchen Ausstellung erhält die Stadt einen weiteren Baustein für seinen Tourismus und zudem erhält das Fachwerkhaus dadurch eine gute Würdigung. Wann es soweit ist, ist derzeit noch nicht absehbar.

Ihr möchtet noch mehr in Limburg erleben? Ich habe 101 Dinge aufgeführt, die man in Limburg gemacht haben muss. Mehr zum Tourismus in Limburg erfahrt ihr auf der Homepage der Stadt.

Römer 2-4-6

 

 

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