Kirchenruine Pfannstiel – 500 Jahre vergessen

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Manche Zeugnisse der Vergangenheit werden mit Leidenschaft und Engagement wieder erlebbar gemacht. Dies ist geschehen mit der Kirchenruine Pfannstiel – eine ehemalige Wallfahrtskirche am Lahn-Camino.

Den einen Jakobsweg gibt es nicht. Durch Europa zieht sich ein ganzes Netz an Jakobswegen. Im Landkreis lädt der Lahn-Camino zum Pilgern, wandern und abschalten ein. Auf dem Lahn-Camino bei Weilburg kommt ihr an der Kirchenruine Pfannstiel vorbei – früher berühmte Wallfahrtsstätte und inzwischen auch wieder ein beliebter Ort.

Wegweiser Wallfahrtsstätte Pfannstiel

500 Jahre vergessen

Das Johanniterhaus Pfannstiel existierte nur rund 100 Jahre und war dann rund 500 Jahre vergessen. Doch durch das Engagement von Ortwin „Mr. Pfannstiel“ Keiner, dem Geschichtsverein Weilburg sowie weiteren Experten wurde der Ort wieder aufgeweckt.

In der Nähe verläuft der Grundbach durch ein Wiesental, eine alte Römerstraße führte dort entlang. Die Flur wurde um 1364 das erste Mal urkundlich erwähnt. 100 Jahre später entstand die Pilgerstätte dort. In einem Baum befand sich ein Standbild der Jungfrau Maria und dieses soll Wunder gewirkt haben, weshalb um 1461 angefangen wurde, an dem Standort eine Kirche „Unser lieben Frau“ zu errichten, das Johanniterhaus Pfannstiel. Neben einer Pilgerunterkunft gab es ebenfalls ein Wirtshaus, Scheunen, das steinerne Haus des Priors, welches auf einen gewissen Reichtum schließen ließ.

Urkunden und Kleinodien, eine Vielzahl an Rechnungen sowie Geschichten rund um den Ort ermöglichten eine gute Rekonstruktion der ehemaligen Kirche. Zudem fanden 1959 und 1993 bauhistorische Grabungsuntersuchungen statt sowie geophysikalische Prospektionen um 2010 und 2012. Heute zeigen Gabionen mit historischen Steinen ungefähr den Umriss des Kirchenschiffes. Das Kreuz und der Altar sind neueren Datums und wurden errichtet für Freiland-Gottesdienste, da sich der Ort zu einem beliebten Ausflugsziel in der Region entwickelt hat.Wallfahrt Pfannstiel

Untergang mit der Reformation

1489 kam es zu einem Brand in der Kirche, wodurch der Bau an sich wohl weniger in Mitleidenschaft gezogen wurde, aber das Inventar. Es wurde sofort mit dem Wiederaufbau begonnen.

Graf Philipp III. führte in Nassau-Weilburg die Reformation ein und damit wurde das Ende der Kirche Pfannstiel eingeläutet. 1526 erhielten die Johanniter keine Gebühren mehr, auch wenn ihnen die Bürger noch zugewandt waren. Die kirchliche Ausstattung wurde eingezogen. Kirchensilber wurde zugunsten des neuen Weilburger Kirchenbaus verkauft. 1539 war die katholische Epoche Pfannstiels abgeschlossen. Ab da wurde begonnen, die Nebengebäude abzubrechen und die Steine für andere Bauten zu verwenden. Die Kirche selbst wurde ab 1550 abgebrochen. Steine der damaligen Kirche sind heute unter anderem auch in der Mauer um den Tiergarten zu finden. Der Abbruch der Kirche und die Nutzung der Steine dauerte bis 1716 an.

Erforschung der Kirchenruine

In den 1750er Jahren entstanden die ersten Katasterpläne der Region und in diesen finden sich Aufzeichnungen von einer kirchlichen Ruine im Pfannstiel.

Ab den 1950er Jahren fand die Erforschung des Geländes statt. Die Wallfahrtstätte wurde durch die Erforschung aus ihrem 500-jährigen Schlaf erweckt und nun wieder für die Öffentlichkeit sichtbar gemacht. Rund 50 x 50 Meter groß ist das Areal. Im Westen wird es begrenzt vom Weg vom Tiergarten Weilburg nach Drommershausen. Im Norden und Osten ist das Grundstück begrenzt durch den Grundbach sowie den alten Kirchweg und im Süden durch eine neuere Schneise. Bevor die Erkundung der ehemaligen Ruine begann, war das Gelände zugewachsen. Zur Erinnerung an die bedeutende Wallfahrtskirche des Mittelalters wurde 2009 ein hohes Holzkreuz mit dem Johanniter Kreuz aus Stein errichtet. 2011 wurde der neue Altar eingeweiht.

„Ich bin kurz weg“

Wer Lust hat, sich auf den Lahn-Camino zu begeben und die alte Kirchenruine Pfannstiel mit ihrer Geschichte zu entdecken, kann am Tiergarten Weilburg starten und den Beschilderung folgen. Die Wallfahrtstätte wie auch der Jakobsweg mit gelber Jakobsmuschel auf blauem Grund zeigen den Weg sehr gut.

Auf dem Weg gibt es einige schöne Sachen zu entdecken. Historische Straßen durchzogen den Wald. Neben der alten Römerstraße durchzog auch der Jakobsweg das Waldgebiet. Eine schöne Übersicht findet man auf den Informationstafeln.

Historische Straßen

Und jeder, der den Weg geht, kann von sich sagen, dass er über mittelalterliches Pflaster gegangen ist. Da bekommt man ein Gefühl dafür, dass ein Reisen mit der Kutsche über dieses Pflaster nicht das gemütlichste Reisen war.

Vom Tiergarten zur Kirchenruine Pfannstiel und wieder zurück ist ungefähr eine Strecke von rund 6 Kilometern. Mitten im Naturpark Taunus gelegen, werden auch der Schinderhannes-Pfad oder der Wisent-Möttau-Weilburg-Weg gequert. Zwischendurch gibt es schöne Blicke im Wald wie auch über Wiesen.

Wallfahrtstätte Pfannstiel

 

2 Kommentare

  • Manfred Schiebel

    Herzlichen Dank für diesen schönen und interessanten Bericht.
    Ich kenne den Ort seit meiner Grundschulzeit. Wir haben damals eine Wanderung dorthin gemacht und Lehrer Ernst Scherer hat uns den Ort gezeigt und von der ehemaligen Klosterkirche berichtet.

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